Erstes Resumee zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung Behinderter:
Behinderte demonstrieren für
Gleichstellungsgesetz für Behinderte
Moderne Bürgerrechte statt mittelalterlicher Ausgrenzung
Anläßlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung behinderter Menschen
führen behinderte Menschen und ihre Organisationen im Rahmen der Aktion
Grundgesetz heute am 5. Mai in über 200 Städten Europas Protestveranstaltungen
für die Gleichstellung behinderter Menschen durch. Mit Demonstrationen,
Kundgebungen, Trommelwirbeln für Gleichstellungsgesetze, das Anschlagen von
Thesen für eine neue Behindertenpolitik an Rathäusern führen behinderte und
nichtbehinderte Menschen allein in über 150 deutschen Städten ca. 300 Aktionen
anläßlich dieses Tages durch, an denen insgesamt über 70.000 Menschen
teilnehmen. In Kassel demonstrierten zum Beispiel gegen 12.00 Uhr 150-200
behinderte und nichtbehinderte Menschen für ihre Rechte, brachten Thesen am
Rathaus an und machten der neuen Regierung mit einem lautstarken Trommelwirbel
Dampf.
"Mit unseren Aktivitäten wollen wir ein Zeichen für einen Aufbruch zu einer
modernen Behindertenpolitik setzen, die von Regelungen und Gesetzen geprägt
ist, die behinderten Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben der
Gesellschaft ermöglichen," erklärte Ottmar Miles-Paul, einer der Koordinatoren
der Aktivitäten in Europa während der Kundgebung in Kassel. So seien es die
Betroffenen leid, um jede behindertengerechte Toilette kämpfen und stets für
die kleinsten Verbesserungen betteln zu müssen.
"Ein Gleichstellungsgesetz für behinderte Menschen muß einen
Diskriminierungsschutz im Zivilrecht bewirken, sicher stellen, daß sämtliche
Neubauten und neuen Verkehrsmittel barrierefrei sind und von den Betroffenen
und ihren Verbänden eingeklagt werden können," so Dr. Andreas Jürgens, Sprecher
des Forums behinderter JuristInnen während der Kundgebung in Kassel.
Moderne Bürgerrechte für behinderte Menschen
statt mittelalterlicher Ausgrenzung
Heute, am 5. Mai 1999, proklamieren wir mit diesen 7 Thesen den längst überfälligen Politikwechsel für eine neue Bürgerrechtspolitik für behinderte Menschen
Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden
Gebäude, Verkehrsanlagen, Parks, Geschäfte, etc. sind barrierefrei zu
gestalten, so daß sie von allen Menschen gleichberechtigt genutzt werden können
Es werden nur noch Busse und Bahnen angeschafft, die barrierefrei zugänglich
sind und von allen problemlos genutzt werden können
Behinderte Kinder haben das Recht die gleiche Schule in ihrer Nachbarschaft
mit ihren nichtbehinderten Freunden zu besuchen und dort gefördert zu werden.
Einwilligungsunfähige Personen müssen vor Forschungseingriffen geschützt und
der Lebenswert behinderter Menschen darf nicht mehr herabgewürdigt werden
Behinderte Menschen dürfen auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr benachteiligt
werden und müssen den gleichen Zugang wie nichtbehinderte Menschen bekommen
Der gleichberechtigte Zugang zur Kommunikation und zu Informationen muß für
alle Menschen sichergestellt werden
Hilfen für behinderte Menschen müssen so gewährt werden, daß sie ein
gleichberechtigtes und menschenwürdiges Leben ermöglichen, sowie die
größtmögliche Selbstbestimmung bieten